„Die Landschaft wird Sie begeistern, und die Iren werden Sie mit Ihrem Charme klein kriegen”, sagt Loretto Coyle mit ironischem Zwinkern. Der Bergführer aus dem nordirischen Newcastle in County Down muss es wissen, da er mit seinem Unternehmen „Outdoor Ireland North“ viele internationale Gruppen durch die wilden Mourne Mountains gebracht hat und „alle glücklicher heimgefahren sind als sie gekommen waren“. In den Mourne Mountains mit ihren zum Meer hin „rollenden“ Bergen finden Wanderer zur wahren Natur. Ihrer eigenen und der typisch irischen. Hier wechseln Wildheit, zerklüftete Schneisen, Granitmassive und Hänge voll leuchtendem Ginster mit lieblichen Tälern ab und der Sprung zu gastfreundlichen und immer zu einem charmanten Plausch aufgelegten Leuten ist nie weit. Das gilt für die meisten Wanderstrecken auf der Smaragdinsel, die in den letzten Jahren ausgeschildert, mit freundlichen B&B-Pensionen ausgestattet und zum Teil verkehrsfrei gemacht wurden. Das Wegenetz – würde man es aneinander reihen – ist um die 4.000 Kilometer lang, umfasst 14 Berggipfel von 700 bis 900 Metern Höhe und ist allein mit dem 1.000 Kilometer langen Ulster Way durch Nordirland eine der längsten Trecking-Pfade Europas.
Einer der ersten schon 1982 beschilderten Pfade, der Wicklow Way im Südosten, ist bis heute die große Attraktion für alle, die weniger stramm als entspannt und für die Gesundheit wandern wollen. Und so benannte „Looped Walks“ gibt es im ganzen Land als ausgewiesene Rundstrecken, auf denen Spaziergänger eine halbe Stunde und Kurzwanderer einen halben Tag ihr Glück finden. Ein geniales Projekt im irischen Wandermenü ist ein europäischer „Greenway“, ein Pfad für alle nichtmotorisierten Verkehrsmittel von Rollerbladers bis Fahrrädern. Der „Great Western Greenway“ ist ein Greenway Rail Trail in der Grafschaft Mayo. Sie ist 42 Kilometer lang und beginnt in Westport und endet in Achill, wobei sie durch die Städte Newport und Mulranny führt.
Zu Fuß geht es im großen „wilden“ Westen durch fünf Countys: Vom nördlichsten County Donegal hinunter nach Sligo (Yeats Country), Mayo, Galway und Clare. In Mayo, am Fuß des heiligen Pilgerbergs Croagh Patrick, wohnt ein Mann, der diese Landschaften mit ganzer Seele durchmessen hat. Gerry Greensmith war der erste irische Profiwanderer, der seine Leidenschaft zum Unternehmen gemacht hat. Wie kaum ein zweiter kennt er auf dem Croagh Patrick jeden Stein, der einmal zu einem keltischen Steinkreis gehört haben mag. Vor 1500 Jahren soll der irische Nationalheilige St. Patrick auf dem Gipfel des Berges 40 Tage lang gefastet haben. Aber für Gerry Greensmith gehört die Mystik und Bedeutung des Berges bereits in die vorchristliche Zeit. Als klassischer irischer Gastgeber fügt er seinen Touren auf den Gipfel oder durch Connemara, die Nephin Mountain Range mit ihren traditionellen Torfstecherarealen und über das stille Achill Island immer auch Anekdoten, Anfassbares und Hintergrundgeschichten an, die den typischen „Craic“, den Spaß in den Wanderern wecken sollen. Und das klappt so gut wie immer. „Ich zeige den Leuten ein paar geheime Strände, steinalte Siedlungen, heilige Quellen, frühe Pilger- und Schmugglerpfade, und sie sind mitten in der Geschichte und Folklore Irlands“, sagt er. Den steinigen, teils harten Weg auf den Croagh Patrick, der immer am letzten Sonntag des Juli Tausende von Pilgern anzieht, hat Gerry öfter erwandert als er zählen kann und wünscht sich, dass irgendwann einmal, wenn er seinen letzten Gang gemacht hat, seine Asche über den Berg verstreut wird. Vorerst aber hat er quicklebendige Pläne: „Diesen Berg muss man langsam und entspannt ersteigen und sich dabei mit den Leuten unterhalten“, sagt er und: „Wir sind hier im Westen Irlands, da ist das Wandern einfach eine soziale Angelegenheit.“
In Irland gibt es viele schöne Campingplätze.
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